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554. herzensbilder.ch-Einsatz bei Sternenbaby Lauri

Manchmal kommt eine Rückmeldung einer Familie, die so unendlichst berührend ist, dass es von meiner Seite keinen Text mehr braucht.

Danke dir, du unendlichst tapfere, endlos beeindruckende Lauri-Mama für deine Worte:
„Unser Sohn Lauri Marvin kam in der 34. Schwangerschaftswoche bei einer stillen Geburt im Spital auf die Welt. Sein Herz hatte zwei Tage zuvor plötzlich aufgehört zu schlagen. Wir wurden von einer Sekunde zur nächsten, unerwartet und mit voller Wucht in einen tiefen Abgrund gestossen. Ein Weg durch dunkle Wälder begann aus dem wir uns nur langsam heraus kämpfen, versuchen zu genesen, zu trauern, los zu lassen, unserer Träume und Wünsche zu begraben und wieder Hoffnung für eine Zukunft mit unserem Lauri in unserem Herzen zu bekommen.
Bis dahin hat er sich prächtig und komplikationslos entwickelt. Es ist unser erstes Kind und er war ein unglaublicher glücklicher Zufall, da bei mir die Möglichkeit einer natürlichen Schwangerschaft aus medizinischer Sicht als verschwindend klein prognostiziert wurde. Wir konnten unser Glück kaum fassen, ich bedankte mich, bei wem auch immer, immer wieder in meinen Yogastunden für dieses Geschenk. Ich wusste mit jedem Atemzug, dass dieses Geschenk kostbar war. Wir haben uns über Monate innig auf ihn gefreut und die wenigen Wochen bis zu seinem Geburtstermin konnten wir fast nicht mehr abwarten, wir hofften nur, dass es nicht gerade der 24. Dezember sein würde da wir für ihn einen eigenen Geburtstag zum Feiern wünschten.
Der Schmerz seines Todes war unendlich, die Tage und Wochen danach fühlten wir uns wie auf einer glatten zerbrechlichen Eisfläche, bei jedem Schritt hatten wir das Gefühl ein zu brechen, mit ihm zu sterben. Dies sollte noch lange so bleiben.
Schon bei der ersten Vorstellung im Spital, als die Diagnose bestätigt wurde und uns der weitere Ablauf der Geburt erklärt wurde, teilte uns eine Hebamme mit, dass es die Möglichkeit gäbe noch Bilder von unserem Kind zu machen, mein Partner war zuerst etwas irritiert, für mich war jedoch sofort klar, dass ich das möchte. Ich hatte schon Jahre zuvor von dieser Organisation im Radio gehört, schon damals war ich tief berührt über die Geschichten, konnte mir aber nicht im geringsten vorstellen was das für den einzelnen Betroffenen bedeutet.
Wir hatten eine, so eigenartig wie das auch von aussen betrachtet klingen mag, wunderschöne Geburt, die Zeit mit unserem Sohn im Arm haben wir jede Sekunde genossen, wir fühlten uns als Eltern, waren entzückt von der Schönheit unseres Kindes, fühlten uns endlich zu Dritt… und trotzdem wussten wir, dass es nach einigen Stunden Zeit war, für immer Abschied zu nehmen. Als ich meinen Sohn verabschieden musste, aus meine Armen geben musste ist ein Teil von mir mit ihm gegangen, nichts konnte diese Ungerechtigkeit wieder gut machen aber den Lauf der Dinge konnten wir nicht verhindern, wir mussten einfach weiter gehen.
Nun waren wir zurück in unserer Wohnung allein, mit all den wartenden Kinderkleidern, Kinderwagen, Hängematte, Spielsachen, Fotos von der Schwangerschaft, Wickeltisch, Babyhaarbürste, Schwangerschaftskleider… Alles war noch so wie zuvor nur wir waren anders, allein zu zweit.
Die Tage und Wochen waren begleitet von Dunkelheit, stützenden Armen von Freunden und tiefer inniger Liebe zwischen meinem Partner und mir. Mein Körper war schwach, müde, zu verloren zum Schlafen, zu erschöpft um die Gegenwart, das Leben um mich herum zu ertragen. Immer wieder hatte ich diese irrsinnige Angst, dass ich Lauri vergessen könnte, dass mein Sohn gar nie wirklich hier war, dass es für Niemanden etwas bedeutet, dass er nicht existierte, sich einfach leise verabschiedet hat und in die Welt der Vergessenheit geht. Umso erlösender war das Email, das ich von Sonja Ruckstuhl, der Fotografin, nach wenigen Tagen bekommen habe. Darin schrieb sie, dass Sie unseren Sohn besucht habe, ihn fotografiert hat und das die Bilder nun in den Druck gehen. Ich fühlte, dass sie der letzte Mensch gewesen war, abgesehen von den Pathologen und Pflegern, die unseren Lauri berührt hat, ihn mit Würde her gerichtet hat um uns kleine rettende Anker der Erinnerung zu geben, an denen wir uns fest halten konnten. Als sie dann wenige Tage danach vor unserer Wohnung stand wusste ich, dass sie der richtige Mensch gewesen war für unseren Lauri, ich konnte Mitgefühl und Wärme spüren und eine tiefe Verbundenheit, denn sie hatte ihn auch gesehen, sie wusste genau um unseren Verlust. Es war als sässe eine alt bekannte Freundin bei uns am Tisch. Wir konnten reden, erzählen, lachen, Lauri war ganz nah bei uns. Die Fotobox haben wir aber erst nach einigen Tagen geöffnet, bei uns brauchte alles eine Zeit, wir versuchen uns in unserem Rhythmus vorwärts zu bewegen, die Momente abzuwarten bis es sich für uns beide richtig anfühlt, um dann den nächsten Schritt zu wagen. Als wir dann die Fotos anschauten waren wir unglaublich berührt, ein Schwall von diesem Gefühl des Glücks wie bei der Geburt, gemischt mit unendlicher Trauer, Schmerz, erneutem Bewusstsein des Verlustes erfüllte uns. Und eine unendliche Dankbarkeit für diese Erinnerung die wir von Sonja Ruckstuhl bekommen haben.
In der grossen leeren Zeit der Trauer, in denen die Tage nur so vorbei ziehen, ohne zu wissen wie alles weiter gehen soll, was ich mit meiner leeren Hülle hier auf der Erde noch anfangen soll, ohne Lust, ohne Hunger, ohne Gefühle, war das einzige das ich ertragen konnte das Backen und Kochen. Wenige Tage nach der Geburt hat das angefangen, zusammen mit meiner Freundin, die uns in den schicksalshaften Momenten vor, während und nach der Geburt von Lauri immer begleitet hat, die unser gesamtes Leben während dieser Zeit organisiert hat, sich um die Kremation, die Krankenkasse, die Versicherungen, die sich einfach um alles gekümmert hat, wie ein schützender Engel über uns stand und uns umsorgt hat. Mit ihr habe ich angefangen zu Backen, jeden Tag mehrere Rezepte, alles ausprobiert,
Nach einiger Zeit wechselten wir den Backplan und haben Chutney ausprobiert, alle Arten, mit Apfel Birnen, Aprikosen, Cranberry, Kürbis, Merrettich…viel zu viel, wir verschenkten, assen, wussten nicht, was wir damit machen sollten, aufhören konnten wir aber nicht. Die täglichen Koch- Episoden erlaubte uns zwischendurch viel Zeit, um zu sprechen, zu weinen, Sinn zu suchen. Viel haben wir über die Fotos gesprochen, über die Organisation „herzensbilder“, was es heisst Gutes zu tun, was es bedeutet, wenn Menschen für einander in den schlimmsten Zeiten da sind ohne zu fragen, ohne zu wollen, nur um zu geben. Wir hatten den tiefen Wunsch, etwas zurück zu geben, zu helfen. So kam uns die Idee, kleine Gläser zu bestellen und die Chutneys abzufüllen. Es war Vor- Weihnachtszeit und wir wollten die Chutneys an Freunde Bekannte und Nachbarn abgeben und mit dem Erlös eine Spende für Herzensbilder zu machen. Als sich der Gedanke verfestigt hatte, war dann alles sehr schnell organisiert.
Sobald wir gestartet haben, kamen Sms, im Minutentakt und täglich klang mein Telefon. Ich bekam unendlich viele Mitteilungen, Anteilnahme, aufmunternde Worte, Briefe, alle wollten etwas geben, einige wollten nur einfach Spenden, ohne ein Chutney zu bekommen.
Nach gutem Zureden und Beraten von Sonja Ruckstuhl haben wir uns auch entschieden. eine Geburts-Karte zu gestalten, welche sie mit uns erarbeitet hat und das Resultat war eine wunderschöne Karte, die wir all unseren Freunden am eigentlich errechneten Geburtstermin von Lauri versendet haben. Es tat so gut, allen zu zeigen, wer unser Sohn ist, dass es ihn gibt, leider nicht mehr bei uns, aber doch immer in uns. Nun konnten wir allen zeigen, was für einen wunderschönen Jungen wir doch haben, und verloren haben, plötzlich wurde er für alle sichtbar und fassbar, das tat mir unheimlich gut.
Bei unserem Chutneyverkauf kamen unglaubliche 1800 Franken zusammen. Wir waren so glücklich über diese Gabe, unglaublich dankbar für jeden Rappen, der gespendet wurde.
Der Weg geht weiter, wir stehen immer noch am Anfang von unserem zweiten Leben, dem Leben ohne unseren Sohn und trotzdem irgendwie immer noch mit ihm. Die Balance zu finden von nach Vorne schauen und das Vergangene bewahren ist nicht immer einfach. Wir gehen Tag für Tag, miteinander, nebeneinander, versuchen Lauri mit uns zu nehmen und weiter zu machen. Nichts ist wie es mal war, die Zeiten sind verrückt, die Prioritäten haben sich verändert, unsere Liebe zu einander ist eine andere, neue, tiefere geworden. Keinen einzigen Moment des letzten Jahres mit unserem Lauri wollen wir missen, niemals wollte ich, dass es ihn nie gegeben hätte, auch mit dem Wissen, dass er stirbt, will ich die vielen wunderschönen Momente in der Schwangerschaft mit ihm niemals entbehren. In seiner kurzen Zeit der Durchreise haben wir ihm alles gegeben und er hat aus uns und aus mir einen neuen Menschen gemacht, dafür bin ich unendlich dankbar. Und ich weiss, dass er am wunderschönsten Ort, in aller Ruhe und tiefer Geborgenheit, in innigster Liebe im Rhythmus meines Herzschlages sterben durfte. Dafür bin ich dankbar.
In Gedenken an unser Lauri Marvin, Für immer Dein, für immer Mein, für immer Unser. Mögest du unser Leben und das unserer Freunde bereichern und beschützen, bis wir uns wieder sehen…“

Liebe Lauri-Mama
Lieber Lauri-Papa
Eure Worte berühren tiefst und brauchen keine weiteren mehr.
Euer Weg beeindruckt tiefst und wir hoffen, dass ihr weiterhin die Kraft findet, einfach einen Schritt nach dem anderen zu machen, in diesem so ganz anderen Leben.
Es hätte ein Leben mit Lauri sein sollen.
Ewig lange hätte ihr ihn begleiten wollen auf seinem Weg.
Doch nun ist alles ganz anders.
Fliegen lassen musstet ihr ihn, euren Goldschatz.
Wie dankbar sind wir, dass wir euch wenigstens Bilder eures Sohnes mit auf euren Weg geben konnten.
Bilder, die für immer eingefangen haben, dass er da war, auch wenn er gleich wieder gegangen ist.
Bilder, die das Unfassbare immer wieder fassbarer machen.
Bilder, die zeigen, dass ihr Eltern seid, dass ihr Eltern eines kleinen wunderschönen Jungen seid.
Sternenkindeltern.
Wir hoffen, dass ihr getragen seid auf eurem Weg. Dass da Menschen an eurer Seite sind, die verstehen, dass es einem für immer verändert, wenn man ein Kind bei den Sternen hat.
Menschen, die euch immer wieder spüren lassen, dass sie an euch denken, dass sie euren Lauri nicht vergessen, dass sie da sind und da bleiben.
Menschen, die nicht erstarren und verstummen.
Menschen, die mit euch aushalten, dann, wenn Tage besser gehen, aber auch dann, wenn es wieder unendlich weh tut, dass Lauri nicht bei euch sein kann.
Wir denken an euch und euren Sohn bei den Sternen, ganz ganz fest.
Und ein Leben lang werde ich besonders fest an euch denken, wenn ich irgendwo Chutneys sehe.
Danke euch so so so so fest für diese unendlichst berührende Spende, euer riesengrosses Engagement mit so viel Herz.
Danke allen Menschen, die mitgeholfen und mitgespendet haben.
Danke auch dir so so so so innig, liebe Sonja (www.sonjaruckstuhl.ch), dass du einmal mehr alles hast stehen und liegen lassen, deinen Tag auf den Kopf gestellt hast, um da sein zu können für ein Sternenbaby….
Danke dir auch heut für deinen unendlichst feinen und würdevollen, liebevollen und respektvollen Umgang mit diesen kleinen Menschenkindern und ihren Eltern.
Danke dir auch heut für deine so liebevollen Bilder, die überlebenswichtig sein können für die Eltern, die zurück bleiben.
Danke dir so fest, dass du Teil von herzensbilder.ch bist und immer und immer wieder Licht im Dunkeln bist.
Alles alles Liebe und in ganz grosser Verbundenheit….

(Bilder bleiben bei den Eltern)